"Zum Nichtstun ist die Zeit zu schade"

...diesen Satz von ihm selbst kann man ohne Zweifel als sein Lebensmotto stehen lassen. Schon sehr früh morgens, im weißem Arbeitskittel, saß Karl Bedal an seinem Arbeitsplatz, den Stift in der Hand. Der stille Beobachter konnte ihn dabei zwischen den nicht gespitzen Lippen leise pfeifen hören...Auf einem Nebentischchen zu seiner Rechten ein Berg von Papier, der nie klein wurde, nur täglich anders aussah. Hinter ihm ein wandfüllendes Bücherregal, dessen Sockel auch immer mit allerhand papierenem Arbeitsmaterial belegt war.

Karl Bedals Leben war ein ständiger Schaffensprozess. Nicht nur in den künstlerischen Bereichen, denen er sich gewidmet hat. Nebendem bereicherte er den Landkreis Hof mit seinem kulturpolitischem Engagement. Ohne Karl Bedal gäbe es kein Bauernhofmuseum Kleinlosnitz, die Inkurabel (historisches Gebäude in Hof) wäre abgerissen und so manches beschauliche Kleinod der Stadt Hof mehr.

Karl Bedal wurde am 24. Juni 1914 in Schwarzenbach an der Saale geboren. Er war der Jüngste von drei Geschwistern und hatte das Glück, schon als Kind malen zu dürfen. Er wurde von der Familie, die sein Talent erkannte, unterstützt. Das Glückhafte zog sich in gewisser Weise durch sein ganzes Leben. Es sprang lachend aus allen Anekdoten, die er in geselliger Laune gerne und gut pointiert zum Besten gab. Immer dann, wenn es angebracht war, Erlebnisse aus seinem Leben verbal zu malen. Selbst der 2. Weltkrieg, den er als Soldat an verschiedenen Fronten erfahren musste, konnte ihm seine harmlose Schlitzohrigkeit nicht nehmen.

Karl Bedal machte in Hof 1934 Abitur und lernte in dieser Zeit beim Skifahren im Fichtelgebirge seine spätere Frau Annemarie (geb. am 29. Juli 1914) kennen. Obwohl er selbst sofort wusste, dass er sie heiraten wird, hat er noch bis 1939 damit gewartet. Er geht 1936 an die Hochschule für Lehrerbildung in Bayreuth, macht das 1. Staatsexamen 1938.

Nach einer Hilfslehrerzeit in Bruck wurde das geplante 2. Staatsexamen jäh abgeschnitten. Es kam der Krieg. Das künstlerische Schaffen jedoch riss damit nicht ab. Karl Bedal fand selbst weit entfernt der Heimat unter Bedingungen, die ein Krieg stellt, Wege zu zeichnen, zu malen, die fremden Landschaften und Eindrücke festzuhalten. Einige Bilder aus dieser Zeit sind erhalten.

Der Familienwohsitz ist Schwarzenbach. Die Tochter Gudrun, die 1943 zur Welt kommt, sieht ihren Vater das erste Mal, als sie zwei Jahre alt ist. Es kommen 1944 und 1947 noch die zwei Buben Konrad und Albrecht dazu.

Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft beginnt seine freischaffende Tätigkeit. Auch ohne abgeschlossenes Lehrerstudium kann er nebenher an der neu gegründeten Realschule in Schwarzenbach Kunst unterrichten, um die Familie zu ernähren. Als Künstler war er in Schwarzenbach bereits bekannt. Als die Schule geschlossen werden sollte, erfuhr sein politischer Kampfgeist als Stadtrat eine harsche Abfuhr. Seinen Mahnungen gegen die Schließung vertraute sich 1956 zu seinem Bedauern keine Ratsmehrheit an.

Eine weitere Einnahmequelle bot ihm von 1948 bis 1964 die Firma Summa-Feuerung in Schwarzenbach. Er gestaltete Prospekte für den ästhetisch ausgesprochen anspruchsvollen Chef Günter Fuchs.

1958 siedelte die Familie um nach Hof in das Haus der Schwiegereltern, die sich daraufhin mit den Bedals Haus und Garten teilten. Das Haus in der Zeppelinstraße 6 war groß genug und bot Karl Bedal mehr Raum für sein künstlerisches Schaffen.

Seine Art, Werbegrafik zu gestalten, zog nach und nach die großen Firmen von Hof an. Es war sein Talent und es war der liebenswürdige Lebensgenosse, der nie den Humor vergaß, der keine Scheu hatte vor Menschen, so dass die Leute zu ihm kamen. Überhaupt war das Haus Zeppelinstraße 6 immer offen für Gäste. Karl Bedal hatte viel zu tun, aber immer Zeit. Die Auftragslage war stets gesichert. Sein Stil wurde im Laufe der Jahre zu einer Art Markenzeichen für Hof und Umland.

Zeitgleich entstanden fortwährend neue Aquarelle, Bleistiftzeichnungen, Linolschnitte, Tuschezeichnungen...

Karl Bedal fehlte jeglicher Hang zu gesellschaftskritischen und sozialkritischen Darstellungen, und er vermied konsequent die Abbildung von Not und Leid. Experimentelle Phasen waren nicht die Grundlage seiner künstlerischen Entwicklung. Er vermittelte durch viele seiner Werke eine gesunde Heimatliebe. Als deren Sockel sind Ortskenntnis und fundiertes heimatgeschichtliches Wissen zu bezeichnen.

Wer ihm etwas bedeutete, bekam ein Gedicht. Zum Geburtstag oder zu sonst einem wichtigen Fest, hatte es sich Karl Bedal zur Gewohnheit gemacht, ein Gedicht vorzutragen. Speziell für den Jubilar entworfen und angepasst wie ein Maßanzug wurde in scherzenden, und wohlgemerkt wohlklingenden Reimen dessen Leben und Sein ins Licht gestellt. Begebenheiten wurden so verpackt, dass man nicht anders konnte, als an der ein oder anderen Stelle herzhaft zu lachen.

 

Karl Bedal konnte auch sehr streng sein. Er hatte seine Standpunkte, die er vertrat, da gingen in der Vorstufe der Missbilligung die Mundwinkel deutlich nach unten. Daraufhin wurde gepoltert. Unbeirrbar und für die Sache. Da hat so manch einer sein Fett abbekommen. Aber nur so konnten Dinge gegen den Strom der Zeit mit der ihm eigenen Durchgesetzungskraft gesetzt werden. Zu dem Zeitpunkt als er sich einsetzte, den Vierseithof in Kleinlosnitz zu retten zur Umgestaltung in ein Museum gar, da fand die öffentliche Stimme mehrheitlich seine Ideen verrückt. Zu Beginn der 70er Jahre galten alte Häuser nichts, historischer Bausubsanz wurde wenig Wert beigemessen. Sein Einsatz wurde belächelt. Er aber hatte seinen Standpunkt und mehr: Seine Verehrung für diese alte "Harmonie am Bau". Er setzte sich nicht nur für den Erhalt von Kleinlosnitz ein, er setzte sich mit dem Bauernhaus als solchem so intensiv auseinander, dass ein Buch entstand.

Karl Bedal war viel unterwegs. Ohne Stift, einen grünen Bleistift mit sehr weicher Mine und Zeichenblock verließ er das Haus nie. Er kannte besonders seine Heimat wie seine Westentasche. Mit seinem zeichnerischen Blick hat er viele Winkel und Höfe aufgespürt. Bei diesen Streifzügen begegnete ihm noch eine andere alte Kraft. Die der Steinkreuze. Er begann die Standorte zu sammeln und in Karten einzuzeichnen. Er zog Linien und Schlussfolgerungen. Die Mystik dieser uralten Landschaftsmarken zog ihn in ihren Bann. Seine Lebenszeit reichte jedoch nicht aus, seine umfassenden Forschungen auszuwerten und in mehr als einigen wenigen Aufsätzen zu veröffentlichen.

Bis zu seinem 80. Lebensjahr nahm er öffentliche Aufträge an. Bis zuletzt nahm er an den Vorbereitungen zur Ausstellung im Gerstenboden teil.

Nach einem wahrlich schaffensreichen Leben verließ er beinahe 85-jährig am 9. Mai 1999 diese Welt.